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Wir fahren morgens mit Raffi zur Eriwaner Gesundheitsbehörde. Deren Chef empfängt uns. Wir bekommen ein Dankschreiben. Anschließend versuchen wir, den Gesundheitsminister zu erreichen, der uns ja schriftlich eingeladen hat. Er ist leider unterwegs. Wir besichtigen einen Teil der Kinderrehabilitationsklinik, die von Raffis Schwiegermutter geleitet wird. Die Klinik besteht aus vielen einzelnen Gebäuden, die in einem Wald liegen. Die deutschen Adventisten haben einen Teil der Häuser errichtet und eingerichtet, und zwar sehr schön. Gegen Mittag beginnt auf dem Gelände eine Aufführung anlässlich des internationalen Tages des Kindes. Es gibt Gedichte, Musik und Volkstanz. |
Wir müssen leider mittendrin gehen.Wir werden zur deutschen
Botschaft gebracht und treffen dort Armen und Hrant, der uns zu
Armens Wohnung fährt. Hrant fragt, ob ich für ihn auch noch
eine Bibel hätte. Ich kann ihm leider nur noch ein russisches
Neues Testament geben. Auch einer Anfrage der
Krankenhausdirektorin konnte ich jetzt leider nicht mehr
nachkommen.Nachmittags um zwei sind wir beim Bischof, diesmal pünktlich.
Wir werden in einen großen Saal geführt und nehmen in einer
Stuhlreihe am Kopfende Platz, in der Mitte der Erzbischof,
diesmal im Talar, links von ihm Armen und Andreas, rechts Günter
und ich. Uns gegenüber setzen sich die Erziehungsberechtigten,
die wir unterstützen werden. Die Kinder sind leider nicht
mitgekommen. Wir bekommen, wie angekündigt einen Stapel Papier,
Adressen, usw. . Unter anderem sind die Todesursachen der
betroffenen Elternteile aufgeführt. Gefallene Soldaten sind
nicht dabei. Es werden einige Reden gehalten: Der Bischof erklärt,
wer wir sind und weshalb wir da sind, Günter fasst unser
Anliegen noch einmal in ähnliche Worte, wie er es in den
Familien getan hat. Jemand von den Erziehungsberechtigten bedankt
sich im Namen aller. Armen übersetzt alles.
Die ganze Situation, die auch auf den Handzetteln und in der
Zeitung im Bild zu finden ist, ist mir eigentlich eher unangenehm.
Wenn es eine brüderliche Hilfe sein soll, dann brauche ich nicht
eine offizielle Veranstaltung, in der ich den Hilfsbedürftigen
von weitem gegenübersitze. Verständlicherweise legt aber die
Armenische Kirche großen Wert darauf, dass alles offiziell ist
und bis ins letzte Detail seine Richtigkeit hat. Die herzlichen
Worte von allen Seiten haben der Atmosphäre dann auch total ihre
Steifheit genommen.
Herr Zulikian kommt, zusammen mit einer weiteren Mitarbeiterin
und der Geldkassette. Es werden jetzt 60 Dollar pro Kind
ausgezahlt, in drei Monaten weitere 30 Dollar und in einem halben
Jahr noch einmal. Es müssen jeweils drei Unterschriften
geleistet werden. Für jedes Kind haben wir auch eine Tafel
Schokolade da.
Hinterher sprechen wir noch einmal bei einer Tasse Kaffee mit dem
Bischof. Er erklärt uns, was er mit den 80 Dollar vor hat, die
von den 2000 Dollar, die er bekommen hat, noch übrig sind:
letzte Woche habe ihn eine Frau um Hilfe gebeten. Er musste sie
wegschicken, bat sie aber, es diese Woche noch einmal zu
versuchen, Sie soll das Geld bekommen.
Am späten Nachmittag sind wir im Jugendzentrum. Ein großes Gebäude,
in dem uns eine Blaskapelle begrüßt. Es gibt Bilder,
Wandteppiche und andere Kunstgegenstände zu sehen. Um fünf
beginnt ein Konzert, das der Bischof mit einigen Worten eröffnet.
Die Ansprache wird ins Englische übersetzt. Wir erfahren, dass
die Armenisch Orthodoxe Kirche das Zentrum vor einem Jahr übernommen
hat. Etwa 7000 Kinder und Jugendliche nehmen an den Angeboten
teil. Neben handwerklichen, künstlerischen und Musik-Kursen gibt
es auch Religionsunterricht. "They are taught in the Spirit
of Christ." Bevor das eigentliche Konzert beginnt, wird ein
Vater Unser gebetet.
Das Programm ist sehr vielseitig und auf hohem Niveau. Chormusik,
Folklore, Ballett, Instrumentalsolisten. Auch der Chorleiter, der
für den Neuenhauser Posaunenchor ein Weihnachtslied komponiert
hat, ist dabei. Wir erleben das Programm von der Ehrentribüne
aus, zusammen mit dem deutschen und dem amerikanischen
Botschafter, Nach dem Konzert gibt es noch Besichtigungsmöglichkeiten
und einen kleinen Imbiss.
Wir bekommen Bilder geschenkt. Der amerikanische Botschafter
verabschiedet sich mit Handschlag von uns, der Erzbischof trägt
uns noch Grüße an unsere Gemeinde zu Hause auf.
Wir fahren los, um noch ein Rentnerehepaar zu besuchen, Es war
der traurigste Besuch, den wir gemacht haben. Wir müssen hoch in
den achten Stock und treffen dort einen alten Mann, der nicht
mehr alleine gehen kann, und seine Frau, ebenfalls über siebzig
und kaum in der Lage, ihn zu versorgen, schon deshalb, weil sie
die Treppen kaum mehr schafft. Eine Tochter ist im Ausland, sonst
gibt es keine Angehörigen. Die beiden sind völlig auf ihre
Nachbarn angewiesen. Wir geben wieder hundert Dollar, diesmal in
kleinen Scheinen. Ansonsten hatten wir nur noch eine Packung
Kekse zu verschenken. Es ist bedrückend, nicht mehr tun zu können.
Den letzten Abend verbringt Günter bei Armen,
Andreas und ich bei Raffi. Nikolai, der Kinderchirurg
kommt noch zu einer Besprechung vorbei. Wir möchten ihn
mit speziellem Material für seine Arbeit unterstützen,
z.B. besonders feine Fäden für Operationen bei Säuglingen. Wir bekommen Abschiedsgeschenke. Kognak, Schallplatten und Bilder. Noch einmal Fototermin. Whitney Houstons "I will always love You" läuft am Fernseher, während wir die Koffer packen. Nachts um zwei brechen wir auf zum Flughafen, wo uns Raffi, Stepan, Armen und seine Mutter, Nikolai und Hrant verabschieden. |
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Wir starten im Morgengrauen. In Burgas am Schwarzen Meer wird
eine Zwischenlandung zum Auftanken gemacht, weil Kerosin in
Armenien zu teuer ist, wenn man es überhaupt in ausreichender
Menge bekommt.
Am Vormittag erreichen wir Paris, nachts um zwölf sind wir zurück
in Neuenhaus, müde und erschöpft, und froh, dass alles so gut
gelaufen ist.
Die Armenienhilfe
eine Projektvorstellung
Wie alles begann
Es geht weiter
Erlebnisse und Bekanntschaften in
Armenien
Ausblick
Ein Reisebericht- Zur
Vorgeschichte
Der 1. Tag der Reise
Der 2. Tag der Reise
Der 3. Tag der Reise
Der 4. Tag der Reise
Der 5. Tag der Reise
Der 6. Tag der Reise
1. überfüllte öffentliche
Verkehrsmittel
2. Landschaftspanorama am Sevansee